In stressigen Situationen die Ruhe zu bewahren ist das Wichtigste...

Fahrer, Schaffner, Projektleiter, nebenberuflich Straßenbahnfahrer - Flexibilität ist hier gefragt. Seine Leidenschaft für das Hobby lässt aber so manche Strapaze vergessen.

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Hallo Uwe, kannst du dich bitte kurz vorstellen?
Mein Name ist Uwe, ich bin 52 Jahre alt, wohne in Chemnitz und bringe mich seit 2017 im Verein Straßenbahnfreunde Chemnitz e.V. ein.

Als was bist du Hauptberuflich tätig?
Hauptberuflich arbeite ich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sächsischen Textilforschungsinstitut e.V.

Das hat wohl mit der Straßenbahn überhaupt nichts zu tun. Wie bist du zum Verein der Straßenbahnfreunde Chemnitz e.V. gekommen?
Ich habe mich schon immer für Schienenverkehr interessiert. Eine Arbeitskollegin brachte mir eines Tages das CVAG Kundenjournal "Einsteigen. Abfahren!" mit einem Artikel "Freizeitschaffner gesucht". Daraufhin nahm ich Kontakt zum Verein auf und konnte 2017 die Ausbildung zum Schaffner absolvieren. Dabei galt es unter anderem die Signale und Rangierzeichen der Straßenbahn zu lernen.

Du bist im Verein unter anderem als Straßenbahnfahrer und Schaffner tätig. Was sind deine Aufgaben und wie läuft ein typischer Einsatztag für dich ab?
Zu einer Sonderfahrt beginnen ca. 30 Minuten vor der eigentlichen Fahrt die Vorbereitungen. Im Fahrdienst gehört der technische Dienst am Triebwagen zu meinen ersten Aufgaben. Hier überprüfe ich zum Beispiel ob die Beleuchtungsanlage funktioniert, ergänze bei Bedarf den Vorrat an Bremssand und kontrolliere das Fahrzeug auf eventuelle Beschädigungen. Als Schaffner kümmere ich mich um die gastronomische Vorbereitung. Während der Sonderfahrt betreue ich unsere Fahrgäste und bin für die Sicherheit im Fahrzeug verantwortlich. Bei Fahrten mit großen Gruppen erhalte ich dabei Unterstützung durch andere Vereinsmitglieder, die beispielsweise ihre Schaffnerausbildung noch nicht abgeschlossen haben. Da eine Ausbildung zum Schaffner erst ab 18 Jahren möglich ist, kommen für diese Tätigkeit meistens unsere jüngsten Vereinsmitglieder zum Einsatz und werden dabei schon für ihre zukünftige Tätigkeit angelernt.

Was ist die größte Herausforderung bei deiner Arbeit als Fahrer oder Schaffner?
Wir fahren bei unseren Sonderfahrten zwischen den planmäßig verkehrenden Linienbahnen der CVAG und dürfen diese nicht behindern. Das bedeutet bei einer Störung im Verkehrsablauf den Straßenbahnen den Vorrang zu gewähren und nach Möglichkeit eine Umfahrung oder Abstellmöglichkeit zu nutzen, bis der Linienverkehr eine Weiterfahrt zulässt.

Was macht dir am meisten Spaß bei deinen Tätigkeiten im Verein?
Am meisten Spaß bereitet mir der Kontakt zu unseren Fahrgästen. Als Schaffner auf unseren historischen Fahrzeugen vermittele ich ihnen wissenswertes über unsere Stadt, den Nahverkehr in der Region und natürlich auch über unsere Oldtimerwagen. Da ich gelernter Instandhaltungsmechaniker bin, kann ich ab und an auch beim "Schrauben" an unseren historischen Fahrzeugen helfen. Aber auch meine Aufgabe als Projektleiter bei der Fertigstellung des "Buseums" hat mir großen Spaß bereitet.

Apropos "BUSEUM". Du hast in den letzten Monaten die Fertigstellung unseres mobilen Museums betreut. Erzähle uns etwas darüber.
Unser rollendes Museum ist aus einem MAN 202 NL entstanden und beherbergt ein mobiles Museum zur Geschichte des Chemnitzer Nahverkehrs. Mit Fördermitteln der Europäischen Union wurde das Fahrzeug im Rahmen des Projektes "Industrie - und Technikgeschichte in Sachsen und Tschechien erleben" in den Jahren 2021 / 2022 zum "BUSEUM" umgebaut. Die Aufgabe als Projektleiter habe ich kurzfristig einige Wochen vor Projektabschluss übernommen. Innerhalb kürzester Zeit musste das Projekt abgeschlossen werden. Das war wenig Zeit, eine Menge Arbeit und viele organisatorische Aufgaben. Am Ende konnten wir das Projekt aber rechtzeitig abschließen.

Uwe, du erzählst von deiner Arbeit im Verein so begeistert, was würdest du Interessenten, die an einer Mitarbeit im Verein interessiert sind, mit auf den Weg geben.
Motivation ist ein wichtiger Aspekt. Außerdem sollte man ein Teampartner sein und gern mit Menschen arbeiten. Spaß an der Arbeit im Verein ist natürlich wichtig, auch für Tätigkeiten die man nicht so gern macht, die aber erledigt werden müssen, wie zum Beispiel putzen und pflegen der Exponate. Das Tätigkeitsprofil im Verein ist sehr vielseitig, da muss man selbst kein Straßenbahnfan sein. Gefragt sind beispielsweise MacherInnen die mit Vorliebe im Metallbau, in der Holzbearbeitung oder an elektrischen Anlagen Hand anlegen. Für Leute, die sehr gerne mit Menschen zusammen arbeiten, bieten unsere Sonderfahrten die Möglichkeit, als Schaffner/ Betreuer mit den Fahrgästen in historischen Wagen auf Tour zu gehen.

Der "Virus" Straßenbahn hat dich voll erwischt. Manchmal sieht man dich auch im Chemnitzer Straßenbahnnetz auf Linienfahrt. Wie ist es dazu gekommen?
Im Jahr 2019 durfte ich bei der Chemnitzer Verkehrs-AG eine Ausbildung als Schienenbahnfahrer zur Verstärkung des Sonderfahrtteams absolvieren. Nach der theoretischen Ausbildung erfolgt die praktische Einweisung auf den Linienfahrzeugen der Chemnitzer Verkehrs-AG. In meinem Fall auf der Variobahn und den damals noch im Einsatz befindlichen Tatrawagen. Danach schloss sich die Ausbildung auf den historischen Fahrzeugen an. Als die Möglichkeit bestand auf geringfügiger Basis als Schienenbahnfahrer bei der Chemnitzer Verkehrs-AG zu arbeiten, habe ich meine Chance genutzt, mich beworben und habe einen Arbeitsvertrag erhalten. Somit kann ich bei personellen Engpässen aushelfen und auch moderne Fahrzeuge durch das Streckennetz steuern. Das Führen von Straßenbahnen ist für mich natürlich nicht "nur" Arbeit, sondern auch ein guter Ausgleich zu meiner sonstigen beruflichen Tätigkeit.

Vielen Dank für dein Engagement bei den Straßenbahnfreunden Chemnitz e.V.!
Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei deiner Arbeit im Verein und allzeit unfallfreie Fahrt!