Bau von 10 Triebwagen in eigener Werkstatt

Bedingt durch die allgemeine Zunahme des Verkehrs und somit der Fahrgastzahlen sowie durch Verlängerungen mehrere Strecken machte sich eine Erhöhung der Beförderungskapazitäten erforderlich. Gleichzeitig machte sich auch das Alter eines Großteiles der Fahrzeuge bemerkbar. Man versuchte zwar durch Umbauten und Neuaufbauten dem entgegenzuwirken, aber dennoch war eine Erweiterung des Fahrzeugparks unumgänglich.

Um die Kosten für die Neubeschaffung zu reduzieren entschloss man sich bereits1912 zwei Fahrzeuge komplett in der eigenen Werkstatt zu erstellen. Ein Jahr später folgten weitere zehn Wagen und 1914 sollte eine zweite Serie über zehn Wagen hergestellt werden.

Am 29. Januar 1914 wurde der Bau von weiteren 10 neuen Triebwagen bewilligt. Für dieses Neubauprogramm in eigener Werkstatt wurden 109200,- M veranschlagt (10920,- M / Wagen).
Bedingt durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges und den daraus resultierenden wirtschaftlichen und personellen Zwängen konnte die 1914er Serie nur angearbeitet werden.

Im Laufe des Krieges gelang es einzelne Wagen fertigzustellen. Der Großteil wurde aber erst nach 1918 komplettiert, so dass sich Auslieferung und Kostenlegung bis 1920 erstreckten.

Unser Museumswagen Tw 169 gelangte zusammen mit Tw 168 im Jahre 1919 in den Fahrbetrieb.

Auszüge aus den Geschäftsberichten der "Straßenbahn der Stadt Chemnitz" von 1914 - 1920

Geschäftsbericht von 1914

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"Weitere 10 neue Triebwagen (Nr. 163 - 172) befanden sich am Schluße des Jahres noch in Arbeit"


Geschäftsbericht von 1915

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"Die seit dem Jahre 1914 in Bau befindlichen Triebwagen Nr. 163 - 172 konnten wegen Mangel an eingerichteten Handwerkern nicht fertiggestellt werden. Nur Wagen Nr. 163 wurde mit einer aus Triebwagen Nr. 66 ausgebauten elektrischen Ausrüstung versehen, um ein in eigener Werkstatt gebautes Untergestell mit 3 m festem Radstand zu erproben."

Geschäftsbericht von 1916

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"Von den 1914 in Angriff genommenen neuen Triebwagen Nr. 163 - 172 konnte nur Wagen Nr. 163 fertiggestellt werden. Der Bau der übrigen Wagen mußte bis auf weiteres eingestellt werden."

Geschäftsbericht von 1917

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"Von dem im Jahre 1914 in Angriff genommenen 10 neuen Triebwagen, von denen im Vorjahre einer fertig wurde, konnte wiederum nur ein Wagen (Nr. 164) in Dienst gestellt werden. Der Bau der übrigen 8 Wagen, deren Kästen jedoch im Rohbau fertig sind, mußte zurückgestellt werden."

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"Neubau eines Triebwagens (Nr. 164) M 15 400,-"


Geschäftsbericht von 1918

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"Da nicht genügend Facharbeiter und Baustoffe für die rasche Ausbesserung der Wagen zur Verfügung standen, sank die Zahl der vollbetriebsfähigen Wagen zeitweilig bis auf 61 herab. Aus dem gleichen Grunde konnte auch wieder an den seit 1914 im Rohbau fertiggestellten 8 Triebwagen nicht weitergearbeitet werden."

Geschäftsbericht von 1919

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"Von den in Arbeit befindlichen 8 Neubautriebwagen wurden 2 Wagen, Nr. 168 und 169, fertiggestellt und dem Betriebe übergeben. Sie sind mit geschlossener Plattform versehen und erhielten je eine AEG-Ausrüstung."

Geschäftsbericht 1920

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Die Herstellungskosten sind durchschnittlich auf 32348,-M/Wagen gestiegen, gegenüber 1914 eine Steigerung um 296,2%.



Sammlung: Th.Laube